2007/11/27

Lied Vom Kindsein / Peter Handke

子供が子供だったころ
腕をぶらぶらさせて歩いた
せせらぎが川になったらいいなと思った
川が滝に
水たまりが海に

子供が子供だったころ
自分が子供だと知らず
すべてに魂があり
すべての魂はひとつだった

子供が子供だったころ
好き嫌いもなく
癖もなかった
足を組んで座り
いきなり駆けだした
髪に寝癖をつけて
写真に写るときもすまし顔をしなかった

子供が子供だったころ
この質問たちの出番がくる
なぜわたしはわたしで君じゃないの?
なぜわたしはここにいてそこにいないの?
いつ時間がはじまって、いつ宇宙は終わるの?
お日さまの下で生きているのは単なる夢じゃないのかな?
わたしが見たり聞いたり嗅いだりするものは
世界がはじまる前の世界の幻じゃないの?
悪いことをする人がいるとしても
悪ってほんとうに存在するのかな?
このわたしが生まれる前にはわたしは存在しなかったってどういうこと?
そして、このわたしはいつかわたしじゃなくなるの?

子供が子供だったころ
ホウレンソウやエンドウ豆、ライスプディングをのどにつまらせた
蒸したカリフラワーもだ
今じゃちゃんと食べられる、いやいやじゃなく

一度だけ見知らぬベッドの上で目覚めた
今では何度も何度も目覚める
たくさんの人が美しく見えた
今じゃ一人か二人だけ、それも運がよければ

天国のイメージがはっきり見えた
今じゃせいぜいあるかもしれないと思うだけ
虚無なんて考えもしなかったが
今はその考えに震える

子供が子供だったころ
夢中になって遊んだ
今でも同じく興奮するが
仕事に関することだけだ

子供が子供だったころ
リンゴとパンだけで十分だった
今も同じ

子供が子供だったころ
イチゴで手がいっぱいになった
今もそうだ
新鮮なクルミは舌がちくちくした
今もそうだ
山に登るたび
さらに高い山を求め
街にたどりつくたび
さらに大きな街を求めた
今でもそうだ
一番高い桜の枝に手をのばした
今もその元気は残っている
人見知りをした
今でもそうだ
最初の雪を待った
今でも同じように待つ

子供が子供だったころ
木に向かって棒を槍のように投げつけた
今もそれはそこで揺れている


Als das Kind Kind war,
ging es mit hängenden Armen,
wollte der Bach sei ein Fluß,
der Fluß sei ein Strom,
und diese Pfütze das Meer.

Als das Kind Kind war,
wußte es nicht, daß es Kind war,
alles war ihm beseelt,
und alle Seelen waren eins.

Als das Kind Kind war,
hatte es von nichts eine Meinung,
hatte keine Gewohnheit,
saß oft im Schneidersitz,
lief aus dem Stand,
hatte einen Wirbel im Haar
und machte kein Gesicht beim fotografieren.

Als das Kind Kind war,
war es die Zeit der folgenden Fragen:
Warum bin ich ich und warum nicht du?
Warum bin ich hier und warum nicht dort?
Wann begann die Zeit und wo endet der Raum?
Ist das Leben unter der Sonne nicht bloß ein Traum?
Ist was ich sehe und höre und rieche
nicht bloß der Schein einer Welt vor der Welt?
Gibt es tatsächlich das Böse und Leute,
die wirklich die Bösen sind?
Wie kann es sein, daß ich, der ich bin,
bevor ich wurde, nicht war,
und daß einmal ich, der ich bin,
nicht mehr der ich bin, sein werde?

Als das Kind Kind war,
würgte es am Spinat, an den Erbsen, am Milchreis,
und am gedünsteten Blumenkohl.
und ißt jetzt das alles und nicht nur zur Not.

Als das Kind Kind war,
erwachte es einmal in einem fremden Bett
und jetzt immer wieder,
erschienen ihm viele Menschen schön
und jetzt nur noch im Glücksfall,
stellte es sich klar ein Paradies vor
und kann es jetzt höchstens ahnen,
konnte es sich Nichts nicht denken
und schaudert heute davor.

Als das Kind Kind war,
spielte es mit Begeisterung
und jetzt, so ganz bei der Sache wie damals, nur noch,
wenn diese Sache seine Arbeit ist.

Als das Kind Kind war,
genügten ihm als Nahrung Apfel, Brot,
und so ist es immer noch.

Als das Kind Kind war,
fielen ihm die Beeren wie nur Beeren in die Hand
und jetzt immer noch,
machten ihm die frischen Walnüsse eine rauhe Zunge
und jetzt immer noch,
hatte es auf jedem Berg
die Sehnsucht nach dem immer höheren Berg,
und in jeden Stadt
die Sehnsucht nach der noch größeren Stadt,
und das ist immer noch so,
griff im Wipfel eines Baums nach dem Kirschen in einemHochgefühl
wie auch heute noch,
eine Scheu vor jedem Fremden
und hat sie immer noch,
wartete es auf den ersten Schnee,
und wartet so immer noch.

Als das Kind Kind war,
warf es einen Stock als Lanze gegen den Baum,
und sie zittert da heute noch.

2007/11/18